Waren/Müritz März 2014
Klinik Amsee Waren/Müritz
Am 03.03.2014 machte ich mich auf den Weg in das 85 Kilometer entfernte Waren an der Müritz. Die Klinik Amsee liegt etwas außerhalb der Stadt. Normal geht ja niemand gerne in eine Klinik, aber ich habe mich schon darauf gefreut und wäre schon gerne vor Florida hier her. Ja ich hoffte so sehr, dass mir hier wirklich geholfen wird.
Foto - Klinik Amsee, rechts das helle Gebäude. Das rote ist ein Seniorenheim.
Klinik Amsee Waren Müritz
Die Klinik bietet für Patienten und Besucher einen 1A Parkplatz, der auch in der Nacht beleuchtet ist.
Klinik Amsee Waren Müritz
Die Klinik ist spezialisiert auf die Therapie von Lungenkrankheiten. Operationen finden hier nicht statt. Ich war im Schlaflabor Patient.
Klinik Amsee Waren Müritz
Unten im Erdgeschoss befand sich dieses kleine Museum in dem medizinische Technik aus vergangenen Tagen ausgestellt war. Auch wurde die Geschichte der Klinik Amsee, von der Eröffnung 1922 bis heute gezeigt. Ganz ehrlich, die Leute sagen immer "früher war alles besser", aber wenn man den Kram dort sah, war man doch froh, dass man heute mit Hightech Mist behandelt wird. 
Klinik Amsee Waren Müritz
Der Check-in im Hotel Schlaflabor ging fix und freundlich über die Bühne. Ich wurde von einer Schwester auf mein Zimmer gebracht, wo schon ein Kollege aus Neustrelitz auf die weitere Abfertigung wartete.
Jo wir waren beide erstaunt, dass wir in einem Zweibettzimmer untergebracht waren, denn normal pennt man im Schlaflabor immer alleine. Die Schwester bemerkte unsere dumm dreinschauenden Gesichter und klärte das Ganze auf. Wir teilen uns die Hütte nur tagsüber und in der Nacht zieht der leichte Fall eine Etage tiefer, in sein persönliches Schlafzimmer. Als ich die Technik an meinem Bett sah, war klar, dass ich Nachts hier im Zimmer bleiben würde.
Der Herr aus Neustrelitz war aber ok und wir verstanden uns gut. Wir jammerten uns schnell unsere Krankheiten vor und am Ende war ich der klare Sieger.
Nach dem Blutabnehmen, einem Lungentest und einem persönlichen Gespräch mit meiner Ärztin war Freizeit angesagt, die ich in Waren verbrachte.
Foto - Ich erzähle euch doch immer von unseren Schlafdecken, die wir in den USA kaufen. Ich habe die selbst hier in der Klinik benutzt. Die Decken sind über 2,25 Meter lang und wiegen nur knapp 1300 Gramm. Wir möchten die einfach nicht mehr missen.
Über dem Bett, an der Decke, baumelt die Kamera, die Nachts aufpasst, dass ich nix Dummes mache.
Klinik Amsee Waren Müritz
1.Nacht

Gegen 19.00Uhr kam ich wieder in der Klinik an. Um 20.00Uhr musste ich geduscht und frisch rasiert sein. Der Bart selbst war kein Problem, aber wie ihr seht, war ich zugekleistert mit Elektroden, die alles mögliche messen. Das System läuft komplett über WLAN, weshalb man in der Nacht auch ohne Probleme auf die Toilette gehen kann. Die Kabel selbst stören nicht, nur die Sensoren an den Beinen haben sich bei mir in kürzester Zeit verabschiedet.
Bis 22.00Uhr konnten wir noch auf dem Zimmer rumturnen. Internet funktionierte so gut wie gar nicht. Ich hatte zwar Empfang mit meinem UTMS Stick, konnte trotzdem nix im Web machen. Ich vermute, dass dort im Bau der Funk extrem gestört war, denn selbst meine Funkuhr hat gesponnen, was sie noch nie vorher gemacht hat und seit dem auch nicht wieder. Ich hab so eine Casio, die mit allen Funkmasten auf der Erde klar kommt. Ich habe mir die extra wegen unserer Reisen in die Staaten gekauft. Außerdem zeig sie den Namen des Wochentag an, die ich ohne Hilfe der Uhr seit wenigen Jahren nicht mehr wusste. Auch das deutete auf Alzheimer hin.
Na jedenfalls stellte sich die Uhr in der Nacht auf Tokioter Zeit ein, obwohl sie das Funksignal von dort hier gar nicht empfangen kann.
Die Nacht begann wie jede Nacht. Meine Beine waren zur Disco und machten was sie wollten. Ja immer wenn ich zur Ruhe kam, begannen die Beine an zu spinnen, ob das im Bett war, oder auch nur beim Sitzen. Daher auch mein Stehen im Flieger am Klo.
Kurz vor ein 1.00Uhr hatte ich die Schnauze voll und setzte mich auf mein Bett und versuchte im Sitzen zu pennen. Die Schwester, die mein Treiben per Video beobachtete, gefiel das gar nicht. Sie verpasste mir eine Beatmungsmaske und begann mit der CPAP Therapie. Laut Messprotokoll hab ich eine halbe Stunde scheinbar erstmalig, seit langen den Tiefschlaf erreicht. Die Schwester erhöhte mehrmals in der Nacht den Druck auf die Maske, bis die Atemaussetzer fast ganz ausblieben.
Um 5.00Uhr war Wecken. Ich hatte wie immer einen dicken Kopp von den tanzenden Beinen und nahm wie fast täglich meine 800mg Ibuprofen.
Nach dem Frühstück, kam die Ärztin, die schon wusste, dass der erste Teil der Nacht Schrott war, es danach aber etwas besser wurde. Sie bestätigte die Diagnose meines HNO Arztes, einer schwergradigen Schlafapnoe. Da hilft die Maske, wie es die letzte Nacht schon gezeigt hat.
Dann teilte sie mir mit, dass ich auch schwergradiges Restless-Legs-Sydrom, kurz RLS habe. Ich hatte keine Ahnung, dass meine nervösen Beine eine Krankheit sind. Ich dachte immer, bist nicht ganz dicht und da passt das schon. Die Ärztin machte mir Hoffnung und sagte, dass dieses Thema, Dank einem Medikament schon in der nächsten Nacht Geschichte wäre.
Den Rest des Tages hatte ich Freizeit. Ich meldete mich wieder bis 19.00Uhr ab und fuhr nach Hause. Ja mir ging es immer noch beschissen und ich wollte wenigstens eine angenehme Umgebung haben.
Foto - So musste ich in der ersten Nacht pennen. was man nicht sieht, auch der Bauch und die Beine sind verdrahtet gewesen.
2.Nacht
Da mein Körper genug Platzbietet, dachte sich Frau Doktor, warum dem Kerl nicht noch mehr Elektroden verpassen. Die Schwester machte die erste Ladung fertig und ließ mich bis 22.00Uhr in Ruhe. Die Ärztin hatte mich schon vorbereitet, dass das zusätzliche Gerät nicht mit WLAN arbeitet. Das heißt, dass ich fest verdrahtet wurde und nicht aufstehen konnte.
Die Pillen gegen RLS habe ich eine um 21.00Uhr und die zweite um 22.00Uhr genommen. Die Dinger waren Wunderpillen. Mein Zimmerkollege, der noch bis 22.00Uhr bei mir saß, bemerkte, dass ich ganz ruhig war und nicht , wie am Abend zuvor nervös hin und her wackelte.
Ich habe auch gleich von Anfang an mit dem CPAP Gerät geschlafen, was ich laut Techniker der Klinik auch für  Zuhause bekommen würde. Er hatte mich beraten, welches Gerät für mich gut wäre. Ich wies darauf hin, dass ich regelmäßig in die USA reise und auch dort das Gerät betreiben will. Er empfahl mir das ResMed S9, welches aus den USA kommt. Übrigens der Techniker selbst, war schon über 20 mal in den USA und war zur gleichen Zeit wie wir im Februar 2014 in Florida unterwegs.
Die Nacht war toll. Die Beine haben nix gemacht und artig gepennt. Ich war so überglücklich und vergoss ein paar Freudentränen. Ja wer das nicht kennt, hat keine Vorstellung, wie das ist, wenn man nicht mehr ins Kino, Theater, eigentlich nix mehr machen kann, wo man still sitzen muss. Das ist so schlimm, dass man Wahnsinnig wird, wenn man nicht aufstehen kann.
Die Maske und der Schlauch störten nicht wirklich. Klar muss man sich erst richtig an den Kram gewöhnen. In der Nacht wurde der Druck noch einmal bis auf jetzt 12mb erhöht. Ich habe nicht mehr geschnarcht und hatte keine Aussetzer mehr.
Um 5.00Uhr war wieder Wecken, aber ich war schon kurz vorher hellwach und ausgeschlafen. Die Schwester kam rein und ich meinte zu ihr, dass ich jetzt Kohlen schippen gehe. Wow war das ein geiles Gefühl, endlich mal wach zu sein. Ok mit Kohlen war da nix, also schnappte ich mir um 5.30Uhr den Laptop und schrieb wie ein Wilder den Reisebericht.
Die Ärztin bemerkte sofort, dass ich heute ganz anders drauf war. Ich war regelrecht aufgekratzt und wollte Bäume rausreißen, Gummibäume aus Töpfe. Sie sagte mir, dass ich in den ersten Tagen weniger Schlaf brauchen werde, dieses sich aber dann normalisieren würde. Sie sagte mir, dass ich heute entlassen werde.
Ich fragte sie noch, warum ich im Urlaub weniger Probleme hatte, worauf sie nur Adrenalin antwortete.
Sie klärte mich auch über meine Blackouts auf. Jo so nannte ich teils mehrere Sekunden am Tag, bei denen ich mich danach sofort fragte, was ich eben in der Zeit gemacht habe. Das war Sekundenschlaf. Ich habe davon mal jemanden mit fachärztlicher Ausbildung erzählt und bekam als Antwort, dass ich das besser nicht der Polizei erzählen soll. Ja auch ich bin gerade sprach- und ratlos.
Foto - Feuchtraumzelle von meinem Zimmer
Klinik Amsee Waren Müritz
Vom Techniker gab es heute eine schlechte Nachricht. Mein neues ResMed S9 wäre noch nicht da und würde dann in den nächsten Tagen bei mir ankommen.
Die Entlassung aus der Klinik ging noch schneller, als der Einzug. Ich bekam jede Menge Briefe für meine Ärzte, musste unterschreiben, dass ich ohne CPAP Therapie, kein Fahrzeug mehr führen darf und das war´s. Ach ja, ich bekam noch eine Einladung für eine Nacht all inklusive im Juni 2014 zur Überprüfung.
Noch ein paar Worte zum Schlaflabor und der Klinik Amsee in Waren. Das Personal war sehr freundlich. Von den anderen Patienten bekommt man so gut wie nix mit. Ok ich habe mich ständig verkrümelt, weil ich nicht wusste, was ich dort anstellen sollte.
Die Verpflegung war Top. Patienten die krauchen können und nix ansteckendes haben, gehen in der Kantine essen. Frühstück und Abendbrot gab es Buffet, aber mit Bedienung und Mittag konnte man aus zwei Gerichte wählen. Es gab immer Vorsuppe plus Nachtisch.
Ja ansonsten ist es eine sehr ruhige Klinik. Einen Besucherverkehr, wie in normalen Kliniken habe ich nicht bemerkt. Wer ohne Auto anreist, sollte sich aber vorher Gedanken machen, wie er seine Langeweile vertreibt, denn die Klinik liegt außerhalb von Waren.
Foto - Blick in ein Doppelzimmer des Schlaflabor.
Klinik Amsee Waren Müritz
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